Die Harlekinwachteln und die Europäischen Wachteln

 

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Paar Harlekinwachteln (Fotos: T. Wittke)

Neben den Japanwachteln und den Chinesischen Zwergwachteln sind in den Wachtelbeständen Deutschlands aus der Gattung Coturnix (Erdwachteln) noch die Harlekinwachteln und Europäischen Wachteln als sehr kleine Wachteln gut verbreitet. In diese Gruppe gehört auch noch die wesentlich seltener vorhandene Regenwachtel (Coturnix coromandelica), die aus Indien stammt und der Harlekinwachtel sehr nahe zu stehen scheint. Außerdem gehört auch die Wildform der Japanischen Wachtel (Coturnix c. japonica) dazu. Meines Wissens wird sie aber in Deutschland nicht im Gehege gehalten.

Der größenmäßige Unterschied zu den Chinesischen Zwergwachteln ist am besten über das Körpergewicht darzustellen. Dem Gewicht von 45 bis 60 g der Chinesischen Zwergwachtel stehen dies hier angeführten Arten mit 70 bis 100 g gegenüber.

Die Harlekinwachteln (Coturnix delegorguei) sind kleine Wachteln mit 70 bis 95 g Körpergewicht, die ähnlich wie die Chinesische Zwergwachtel in kleinen Volieren gehalten und gezüchtet werden können. Sie sind eng verwandt mit der Europäischen Wachtel (Coturnix c. coturnix). Die Brustzeichnung der Henne erscheint ziemlich verwaschen. Im Gegensatz dazu hat die Europäische Wachtelhenne eine klare Brustzeichnung, wie auch aus den Bildern am Schluss eindeutig hervorgeht. Der Ruf des Harlekinwachtel-Hahnes kann als Schip-schip-schip definiert werden. Er kann sehr durchdringend gerufen werden. Auch die Henne ruft ähnlich, aber nur sehr leise. Als Ringgröße werden 4,5 mm angeben, die Iris wird als gelbbraun bezeichnet. Das Eigewicht liegt bei 9 g, die Eier sind fein braun gemasert.
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Hahn Harlekinwachtel Henne Harlekinwachtel (Foto: J. Schnare) Henne Europäische Wachtel zum Vergleich

 

Die Europäischen Wachteln, wie ihr offizieller Name lautet, werden auch als Feldwachteln, Deutsche Feldwachteln und Europäische Feldwachteln bezeichnet. Sehr falsch ist es aber, sie Euro-Wachteln zu nennen. Euro-Wachteln ist eine grundsätzlich falsche Bezeichnung für jede Wachtelart oder Artenkreuzung, meistens wird damit aber die Legerasse der Japanischen Wachtel gemeint. Vielfach wird, um ganz sicher zu gehen, auch der Lockruf der Hähne Pick-werick (auch Pick-perwick oder Wick, wick-wick) als Artenbezeichnung für die Europäische Wachtel zusätzlich benutzt.  Das ist der Name unter dem sie am besten definiert werden und den Züchter und Halter auch gern benutzen, um ganz sicher zu gehen, dass diese Wachtelart gemeint ist. Die Ringgröße wird mit 4,5 mm angegeben.

Außer diesem deutschen Namens-Wirrwarr gibt es den gleichen bei der wissenschaftlichen Bezeichnung. Sie sind die Nominatform der Wachtelgattung Coturnix (Erdwachteln), haben den Artnamen Coturnix coturnix (Wachteln) und stellen die Unterart Coturnix coturnix coturnix (Europäische Wachtel) dar.

Ein markantes Merkmal ist die Augenfarbe, die nur etwa 90 bis 100 g schweren Europäischen Wachteln haben rotbraune Augen, die Japanischen Zuchtwachteln dunkle. Sollten also Europäische Wachteln mit dunklen Augen angeboten werden, ist Vorsicht geboten.

Einen gewissen Hinweis gibt auch die Eiform und -schalenfärbung. Artenreine Europäische Wachteln legen schlanke Eier mit einer unter der Schierlampe durchsichtigen Grundfarbe mit einem Gewicht von 9 bis10 g. Die Eier der Japanischen Legewachteln dagegen sind eher rundlicher und natürlich schwerer. Der Europäischen Wachtel im Eigewicht und auch im Körpergewicht etwa gleicht die Wildform der Japanischen Wachtel, die jetzt noch im südostasiatischem Raum vorkommt. Näheres dazu auch unter Allgemeines/Haltung Japanwachteln.

Die Europäische Wachtel ist als Brutvogel in weiten Teilen Europas und auch in Deutschland bekannt. Die letzte mir bekannte Zahl lautet 1400 Brutpaare in Deutschland. Sie ist als jagdbares Wild eingestuft, aber in den meisten Bundesländern ganzjährig geschützt, darf dort also nicht geschossen oder anderweitig in Besitz gebracht werden. Ganzjährig ist natürlich geschmeichelt, denn sie ist der einzige Hühnervogel, der in Deutschland als Zugvogel bekannt ist, den Winter über in Nordafrika verbringt. Nur nur wenige Monate zum Zwecke der Brut lebt sie in Deutschland.  Natürlich ist auch die Entnahme von Eiern verboten. Die Art gehört aber nicht mehr zu den kennzeichnungspflichtigen Vogelarten, wie  aus einer in den AZ-Nachrichten Heft 9/2004 veröffentlichten Liste des BNA hervorgeht. Sie muss also nicht mehr beringt werden.

Die Feldwachtel ist zwar selten anzutreffen. 1400 Brutpaare in Deutschland ist ja eine verschwindend geringe Besatzdichte. Das mag neben der immer dichteren Besiedelung bei uns auch seine Gründe in der Bejagung in den Überwinterungs- und Überfliegungsgebieten haben. Von Jägern wird berichtet, dass sie von Baden-Württemberg über Oberfranken, Sachsen und Thüringen bis nach Oldenburg und Schwerin als Brutvogel festzustellen ist und vermutlich auch in vielen anderen Gebieten brütet. Bevorzugte Habitate sind neben niedrigen Gerstenbeständen stillgelegte Ackerflächen und renaturierte Bergbaugebiete. Da solche für diese Wachtel überschaubaren Flächen und bevorzugte Pflanzenbestände zunehmend zur Verfügung stehen, ist mit einer großflächigen Wiederansiedlung ohne Auswilderung zu rechnen. Am besten ist sie zu erkennen an ihrem arttypischen Ruf, der in der Balzzeit ganze Nächte lang zu hören sein soll. Berichtet wurde schon von zehn gleichzeitig rufenden Hähnen am gleichen Standort. Dieser unterscheidet sich sehr deutlich von dem schrillen Ruf der Hähne japanischer Wachteln.

Diese natürliche Balzzeit im Mai ist auch die bevorzugte Zeit des ersten Geleges im Gehege, da der Domestikationsprozess der Europäischen Wachteln noch nicht sehr weit fortgeschritten zu sein scheint.

 

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Hahn Europäische Wachtel (Foto: J. Schnare) Henne Europäische Wachtel

 

Die Eier der Harlekinwachtel haben bei mir eine Brutdauer von etwa 16 Tagen, die Europäischen Wachteln von 17 bis 18 Tagen. Bei Vorhandensein eines eigenen Reviers in einer entsprechend strukturierten Voliere brüten sie zuverlässig. Bei den Harlekinwachteln kümmert sich der Hahn vielfach sehr um Nest und Küken. Liegen einige Eier im Nest, sollte die Fütterung eiweißärmer gestaltet werden (vorwiegend eiweißarme Körnerfuttermittel füttern). Dadurch wird verhindert, dass die Henne zur Dauerlegerin wird und der Brutbeginn wird eingeleitet. Dieses Problem tritt auch auf, wenn  anderen Vögeln in der Voliere Eifutter gegeben wird und die Wachteln damit nebenbei versorgt werden Die Ringgröße bei beiden Wachtelarten wird mit 4,5 mm angegeben..

Artenreinheit: Leider sind manche Bestände Kreuzungstiere zwischen Harlekin- und Europäischer Wachtel. Dieses Übel resultiert aus einem offensichtlichen Hahnüberschuss bei der Harlekinwachtel. Am besten zu sehen ist das an der schwarzen Brust- und Bauchfärbung der Hähne, die dann unsauber, also rotschwarz gefleckt erscheint. Nicht so klar unterscheidbar sind die Hennen. An den beiden unten stehenden Bildern erkennt man aber trotzdem sehr gut die unterschiedliche Zeichnung der Hennen dieser beiden Arten. Auch bei ihnen lässt sich an der Brustzeichnung die Artenreinheit erkennen, vielleicht nicht so auffällig wie bei den Hähnen. Die Zeichnung der Brustfärbung ist bei artenreinen Harlekinhennen sehr verwaschen, bei der Europäischen Wachtel dagegen sehr markant. Dazwischen liegende Zeichungen deuten auch hier auf Artenkreuzung hin. Ein Unterscheidungs- merkmal ist außerdem die Augenfarbe. Die Iris wird bei der Europäischen Wachtel als rotbraun bezeichnet, bei der Harlekinwachtel als gelbbraun. Erkennbare Kreuzungstiere sollten auf keinen Fall zur Zucht eingesetzt werden. Beide Arten sind so gut verbreitet, dass es mit geringem Aufwand möglich ist, sich artenreine Tiere zu besorgen.

 

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Henne Europäische Wachtel Wachteleier von vier Arten

 

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